Freitag, 21. Dezember 2012

Das Filmjahr 2012: Innovation? Fehlanzeige!

Das Jahr ist fast vorüber, Zeit einen Blick zurückzuwerfen: Was hatte das vergangene Kinojahr an neuen Stoffen zu bieten? Welche Filme konnten die Zuschauer besonders begeistern? Und hat der 3D-Boom nachgelassen?

Was der Bauer nicht kennt, frisst er nicht. Dies ist der erste Gedanke, der einem kommt, wenn man einen Blick auf die Liste der 25 erfolgreichsten Filme 2012 wirft. Denn Innovatives gab es in den großen Multiplexen kaum zu sehen.

Alte Bekannte: Men in Black 3
© 2012 Sony Pictures Home Entertainment
Acht Filme der Top-25 waren direkte Sequels eines oder mehrerer Vorgänger: American Pie: Das Klassentreffen, Breaking Dawn – Bis(s) zum Ende der Nacht – Teil 2, The Dark Knight Rises, The Expendables 2, Ice Age 4 – Voll verschoben, Madagascar 3: Flucht durch Europa, Men in Black 3, und 96 Hours – Taken 2 erzählten neue Episoden aus dem Leben ihrer beliebten Protagonisten. Auf die Bequemlichkeit der Zuschauer kann sich die Filmindustrie anscheinend verlassen: Lieber bekannte Themen und Charaktere, anstatt sich in eine neue Welt entführen zu lassen.
Dazu passt auch das Bedienen von bekannten Franchises: Sechs Filme führten zwar nicht direkt die Geschichte eines anderen Werkes fort, bedienten sich aber an bereits vorhandenen Charakteren, Welten oder Erzählstrukturen, um kein hohes Risiko einzugehen: The Amazing Spider-Man, Marvel’s The Avengers, Der Hobbit – Eine unerwartete Reise, Prometheus – Dunkle Zeichen, Skyfall und Step Up: Miami Heat sind hier zu nennen.

Die übrigbleibenden 16 Filme standen zwar in keinem Zusammenhang zu vorherigen Kinoproduktionen, aber auch hier versuchten die Studios meistens mit dem Rückgriff auf bereits Bekanntes die Zuschauer auf ihre Seite zu bekommen. Während Türkisch für Anfänger an dem Erfolg der gleichnamigen Fernsehserie anknüpfte, adaptierten vier Werke bekannte literarische Vorlagen: Die Macher von Fünf Freunde machten es sich mit der erfolgreichen Kinderbuchreihe am einfachsten, aber auch die Produzenten von Die Tribute von Panem – The Hunger Games und Cloud Atlas setzten Bücher um, die zumindest unter Fans der jeweiligen Genres recht erfolgreich waren. Und auch Snow White and the Huntsman hat mit seiner Neuinterpretation der Schneewittchen-Geschichte auf die internationale Bekanntheit des Märchens gesetzt.

Aber es gibt natürlich auch Ausnahmen: Der französische Überraschungserfolg Ziemlich beste Freunde basiert zwar auf der Biografie von Pozzo di Borgo, diese kam in Deutschland aber erst nach Kinostart in die Buchhandlungen. Und auch die Kinoadaption der amerikanischen Fernsehserie Dark Shadows konnte in Deutschland auf keine Fangemeinde hoffen: Diese wurde hier nie gezeigt.
Echte Innovation hatten aber letztendlich tatsächlich nur vier Filme zu bieten: ted, Merida, Der Diktator und Hotel Transsilvanien kommen ohne eine fremde Vorlage aus. Die ersten drei konnten wohl vor allem durch den Bekanntheitsgrad der Autoren beim Publikum punkten, während Hotel Transsilvanien anscheinend mit der humorvollen Abarbeitung an den mannigfachen Horrorfilm-Klischees überzeugte.
Innovation ist beim Publikum also leider nur in Ausnahmefällen gefragt, vor allem Komödien scheinen durch Mundpropaganda manchmal für Überraschungen sorgen zu können.

Auch 3D-Filme sind mannigfach bei den erfolgreichsten Produktionen vertreten. Die Überlegung vieler Film-Fans, dass es sich bei dem durch Avatar ausgelösten 3D-Boom um einen kurzfristigen Trend handelt könnte, lässt sich also nicht bestätigen. Wie auch schon in den Jahren 2010 und 2011 waren 10 der 25 erfolgreichsten Filme im neuen Format in den Kinos zu sehen. Ob diese allerdings ohne die Technik vielleicht genauso erfolgreich gewesen wären, ist schwer zu beantworten. Dennoch ist wohl davon auszugehen, dass auch im Jahr 2013 die dritte Dimension eine große Rolle im Blockbuster-Kino spielen wird. Ob sich hierbei die neue Bildwechselfrequenz von 48 Bilder/Sekunde, die beim Hobbit erstmals in vielen Kinos zu sehen ist, ähnlich durchsetzen wird, bleibt aber abzuwarten.

Insgesamt hatte das Filmjahr 2012 wenige Überraschungen zu bieten. Hinter dem französischen Erfolg Ziemlich Beste Freunde finden sich vor allem direkte Fortsetzungen oder neue Geschichten aus bekannten Franchises. Es soll hier aber kein falscher Eindruck entstehen: Natürlich hat es in Wirklichkeit unzählige innovative Filme gegeben – nur sehen wollte sie anscheinend keiner.