Freitag, 17. August 2012

Werkschau: Die Filme von Christopher Nolan

The Dark Knight Rises, der nun schon seit drei Wochen in den deutschen Kinos läuft, war erwartungsgemäß ein voller Erfolg. Inzwischen gehört Regisseur Christopher Nolan in den USA mit Einspielergebnissen von insgesamt über 1,5 Milliarden Dollar zu den zehn finanziell erfolgreichsten Regisseuren aller Zeiten – dabei hat der 42-Jährige bisher gerade mal acht Spielfilme veröffentlicht. Zeit, sich einmal das Gesamtwerk des in London geborenen Filmemachers anzuschauen.


Christopher Nolan
(sbclick, CC-BY-2.0)
Following (1998)
Nach einigen Kurzfilmen produzierte Nolan seinen ersten abendfüllenden Spielfilm noch mit einem bescheidenen Budget von 6.000 $ und mit der Hilfe von Freunden und Familie. In Following verfolgt der erfolglose Schriftsteller Bill fremde Leute, um Inspiration für seine Arbeit zu bekommen. Eines Tages wird er dabei jedoch von dem zwielichtigen Einbrecher Cobb erwischt. Die beiden freunden sich an und Bill willigt ein, ein paar Einbrüche mit Cobb zu machen. Doch dann lernt er eine mysteriöse Blonde kennen, die ihn warnt, Cobb nicht zu vertrauen...
Wie auch Christopher Nolans spätere Werke ist Following extrem spannend und die niedrigen Produktionskosten wirken sich in keinem Moment negativ aus. Die nicht-chronologische Erzählweise dieses am Film Noir orientierten Thrillers ist, im Gegensatz zum späteren Memento, jedoch nicht durch die Handlung motiviert und wirkt daher wie ein recht willkürlicher Kniff, um die doch ziemlich konventionelle Story etwas aufzupeppen. Auch die Auflösung ist ein wenig konstruiert. Für ein Debüt jedoch beeindruckend und durchaus sehenswert.

Memento (2001)
In Christopher Nolans erstem von einem größeren Studio vertriebenen Film spielt Guy Pierce einen Mann, der den Mord an seiner Frau rächen will. Da er aber an einer speziellen Form der Amnesie leidet, ist er nicht in der Lage, neue Erinnerungen zu speichern und muss daher alle Informationen, die er hat, aufschreiben und die wichtigsten auf seinen Körper tätowieren. Doch woher weiß man, wem man trauen kann, wenn man alle, die sich als Freunde ausgeben, immer wieder zum ersten Mal trifft?
Nolan bedient sich in diesem Film eines außergewöhnlichen Stilmittels: Der Film springt zwischen zwei Handlungssträngen hin und her. Während der erste (in schwarz/weiß gedrehte) chronologisch erzählt wird, ist der zweite (farbige) in einer umgekehrt chronologischen Reihenfolge montiert. Hierdurch teilt der Zuschauer mit dem Protagonisten die Erfahrung, immer wieder in Szenen "aufzuwachen" ohne zu wissen, was kurz vorher passiert ist. Am Ende treffen sich die beiden Handlungsstränge in einer verstörenden Auflösung. Durch diese einmalige Seherfahrung und die gut durchdachte Story gehört Memento zu den besten Filmen, die Nolan bisher verwirklicht hat.

Insomnia – Schlaflos (2002)
In diesem Remake eines schwedischen Thrillers spielt Al Pacino einen Polizisten, der in Alaska einen Mordfall aufklären soll. Da gerade Mitternachtssonne herrscht, leidet der Ermittler jedoch an Schlaflosigkeit, die zu folgenschweren Fehlern führt...
Insomnia ist ein gut gemachter zwischen Melancholie und Spannung balancierender Thriller, der jedoch ein paar Längen aufweist und im Gegensatz zum restlichen Werk Nolans überraschend konventionell ist. Positiv herauszuheben sind allerdings die schauspielerischen Leistungen von Al Pacino und Robin Williams.

Batman Begins (2005)
Mit dem ersten Film von Nolans "Dark Knight"-Trilogie beweist der Regisseur, dass man eine Comic-Verfilmung auch durchaus ernst nehmen kann. Die Geschichte, die sich vor allem darauf konzentriert, wie Bruce Wayne zu Batman wurde, fesselt und fasziniert, lediglich an einigen Stellen reiben sich ein wenig die teils skurrilen Charaktere (z.B. Scarecrow, ein Bösewicht mit Kartoffelsack-Maske) und der Ernst der Umsetzung. Dies ändert aber nicht, dass Batman Begins durch Geradlinigkeit und heroischem Pathos zu den besten Comic-Verfilmungen der Filmgeschichte gehört.

Prestige – Die Meister der Magie (2006)
Ende des 19. Jahrhunderts in London: Zwei befreundete Zauberer zerstreiten sich und versuchen sich in Folge mit ihren Tricks zu übertrumpfen. Dafür schrecken beide Männer nicht vor den grausamsten Methoden zurück...
Ein gelungener Historienfilm mit Science-Fiction-Elementen über zwei Männer, die die Möglichkeit eines normalen Lebens ihrer Leidenschaft opfern, das Publikum zu verzaubern. Eine Geschichte, die natürlich auch als Metapher auf die Arbeit des Regisseurs lesbar ist. Und Nolan schafft es tatsächlich zu verzaubern mit diesem bis in die Nebenrollen perfekt besetzten Film.

The Dark Knight (2008)
Der zweite Teil der Batman-Saga ist der bisher erfolgreichste Film Nolans mit Einnahmen von über 500 Millionen Dollar alleine in den Vereinigten Staaten. Batman bekommt es mit dem Joker zu tun, einem unberechenbaren Bösewicht, der es nicht auf das große Geld abgesehen hat, sondern darauf, Gotham City ins Chaos zu stürzen. Batman beginnt seine eigenen moralischen Regeln zu verletzen, als der Joker den Konflikt auf eine persönliche Ebene hebt...
The Dark Knight fesselt vor allem durch die Unberechenbarkeit des Jokers, der, grandios gespielt von Heath Ledger, Batman beinahe die Show stiehlt. Durch beeindruckende Actionszenen und eine hochgradige Spannung fesselt der zweite Teil zwar noch deutlich mehr als sein Vorgänger, lässt allerdings ein wenig die ruhigeren Momente vermissen. Auch wenn The Dark Knight für viele Nolans Meisterwerk ist, macht er den ersten Teil daher keinesfalls überflüssig.

Inception (2010)
Ein Geschäftsmann wird überwältigt und zusammen mit einem Team aus sechs Leuten an eine Maschine angeschlossen, die gemeinsames Träumen ermöglicht. Auf vier parallel ablaufenden Traumebenen, die sich gegenseitig beeinflussen, wird nun versucht, diesem eine Idee in sein Gedächtnis einzupflanzen: Dass er das von seinem Vater geerbte Unternehmen auflösen muss.
Hochgradige Spannung, bahnbrechende Actionszenen und eine komplexe Story machen Inception vor allem im Kino zu einem einmaligen Erlebnis. Doch bei genauerem Hinsehen ist die Geschichte über das Eintauchen in immer tiefere Traumebenen erstaunlich mehrdimensional: So lässt sie sich sowohl als eine moderne Abwandlung des antiken Motivs der Reise in die Unterwelt sehen als auch als einen an die Psychologie C. G. Jungs angelehnte Geschichte über die Notwendigkeit, sich seinem Unbewussten zu stellen. Durch die vielen Interpretationsmöglichkeiten und die philosophischen Themen ist Inception meiner Meinung nach der bisher beste von Nolans Action-Filmen. 

The Dark Knight Rises (2012) 
Auch in Nolans bisher letztem Film gibt es Action am laufenden Band: Batman ist eigentlich im Ruhestand, doch als der furchteinflößende Bane auftaucht, um Gotham City dem Erdboden gleich zu machen, schlüpft Bruce Wayne ein letztes Mal in seinen Anzug. Wie bereits in meiner Kritik erläutert ein eher enttäuschender Abschluss der Batman-Reihe, der zwar durchaus unterhält und auch einige sehr starke Szenen zu bieten hat, aber im Endeffekt an seinem für Nolans Verhältnisse unterdurchschnittlichem Drehbuch krankt.

Insgesamt lässt sich festhalten, dass Christopher Nolans Filme, ob mit oder ohne Action, immer eine fesselnde Angelegenheit sind und sich durch kreative Einfälle und intelligente Geschichten deutlich von anderen Thrillern und Action-Filmen der letzten Jahrzehnte abheben. Auch wenn Nolan damit noch nicht in der selben Liga spielt wie z.B. Alfred Hitchcock oder Stanley Kubrick, so gehört er doch zu meinen absoluten Lieblingsregisseuren. Ich persönlich hoffe, dass sich Nolan nach drei Action-Krachern in Folge als nächstes wieder eine etwas ruhigere Geschichte à la Memento oder Prestige widmen wird.

Montag, 13. August 2012

Filmkritik: Gladiator (2000)

Ridley Scotts Prometheus hat weltweit schon über 300 Millionen Dollar eingespielt. Doch der bisher größte Erfolg des Regisseurs spielte nicht in den Weiten des Alls sondern im antiken Rom: Gladiator belebte vor zwölf Jahren den Sandalenfilm wieder.
Aus interpretatorischen Gründen wird auch in dieser Kritik das Ende verraten.

Der Ausgangskonflikt von Gladiator hätte aus Shakespeares Feder stammen können: Der scheidende Kaiser Markus Aurelius möchte den römischen Feldherren Maximus als seinen Nachfolger bestimmen, da er ihn für tugendhafter hält als seinen eigenen Sohn Commodus. Als jener davon erfährt, tötet er kurzerhand seinen Vater, reißt die Macht an sich und lässt Maximus zur Exekution in den Wald bringen. Da dieser nicht die junge Unschuld eines Schneewittchen zum Einsatz bringen kann, um seine Henker vom Gegenteil zu überzeugen, bringt er diese kurzerhand um, kann jedoch nicht rechtzeitig zu Hause eintreffen, um die Ermordung seiner Familie zu verhindern. Als er in die Gladiatoren-Schule des Proximo verschleppt wird und dort immer erfolgreicher wird, bietet sich ihm in Rom die Chance, mit Hilfe von Commodus Schwester Lucilla den Sturz des unrechtmäßigen Herrschers herbeizuführen.

Wenn der Protagonist des Filmes am Anfang in der germanischen Kälte steht und sich vorstellt, durch die heimischen Kornfelder zu streifen, wird schnell klar, dass das hauptsächliche Ziel unseres Helden nicht Ruhm und Ehre ist, sondern bei seiner Familie zu sein. Ein geschickter Kniff, der der Hauptfigur nicht nur mehr Tiefe verleiht, sondern es schafft, den eigentlich tragischen Ausgang der Geschichte in ein Happy End zu verwandeln. Die Vorstellung, im Jenseits wieder mit der verstorbenen Familie vereint zu sein, wird in Gesprächen mit anderen Gladiatoren immer wieder thematisiert und so ist der Heldentot des Maximus und die Wiedervereinigung mit Sohn und Frau im Jenseits fast der größere Sieg, als die schlussendliche Ermordung des tyrannischen Herrschers.

Insgesamt ist Gladiator dennoch alles andere als perfekt. Wie der Shakespeare-Vergleich schon nahelegt, ist die Story nicht gerade besonders neu, sondern bedient sich ausgiebig klassischer Archetypen (die Mentoren Aurelius und Proximo, der Schatten Commodus und die Gestaltwandlerin Lucilla, bei der am Anfang unklar ist, auf wessen Seite sie steht) und dem Story-Schema der Reise des Helden (Protagonist muss sich in neuer Welt bewähren und eine steigende Anzahl an Prüfungen bewältigen, bis er am Ende dem größten Widersacher gegenüber steht). Während die Geschichte natürlich an die tatsächlichen historischen Ereignissen nur angelehnt ist (das hat Shakespeare ja nicht anders gemacht), ist es besonders fragwürdig, warum in Kostümdesign, Schlachten und der Darstellung Roms kein Versuch unternommen wurde, einigermaßen historisch korrekt zu sein. Dass sich bei einer Fantasy-Trilogie wie Der Herr der Ringe die Mühe gemacht wurde, selbst im kleinsten Detail den pseudohistorischen Beschreibungen der Geschichte Mittelerdes treu zu bleiben, während bei Gladiator im Design von Kostümen, Waffen und Architektur alle geschichtlichen Zeitalter einfach bunt durcheinandergewürfelt wurden, ist schon bezeichnend.

Dass Kostümdesigner Janty Yates dennoch einen Oscar bekommen hat, ist aber nachvollziehbar, denn schön anzusehen ist die Garderobe auf jeden Fall, was insgesamt auf den ganzen Film zutrifft. Wenn in gekonnt komponierten Bildern (bis auf die in ihrer geringen Bildwechselfrequenz störend stockenden Zeitlupen) in prachtvollen Kostümen durch das größtenteils computeranimierte Rom stolziert wird, ist das durchaus eine sehenswerte Angelegenheit und die ordentliche Dosis Pathos, die die Dialoge der gut aufgelegten Schauspieler versprühen, macht die ganze Geschichte doch recht unterhaltsam, wenn man sich darauf einlässt. Dass Komponist Hans Zimmer hier seine immer gleich klingenden Streicherthemen raushaut (ich dachte manchmal echt, gleich kommt Batman in die Arena) passt da eher schlecht in das Gesamtbild. Warum hier nicht jemand wie Howard Shore an den Taktstock gelassen wurde, ist schwer nachvollziehbar, aber auf der technischen Seite wirklich das einzige Manko.

Insgesamt ist Gladiator ein gelungener moderner Sandalenfilm, den man zwar nicht unbedingt gesehen werden muss, der sich aber neben Klassikern des Genres wie Ben Hur (der ja, wenn man ehrlich ist, auch nicht viel gehaltvoller war) keineswegs verstecken muss.

Sonntag, 12. August 2012

Filmkritik: The Dark Knight Rises (2012)

Christopher Nolans Interpretation der Comic-Fledermaus geht in die letzte Runde – und reiht sich ein in die lange Tradition enttäuschender dritter Teile.

Dieses Review enthält SPOILER, weil es sich vor allem an den zahlreichen Drehbuchschwächen des neuen Batman-Filmes abarbeitet.

Generell bin ich nicht unbedingt ein Fan von Superheldenfilmen. Meist sind mir die Stories und Charaktere zu flach, die mögliche Fallhöhe des Helden zu gering und der Einsatz von CGI zu vordergründig. Christopher Nolans Interpretationen der berühmtesten Fledermaus der Welt bilden hier eine Ausnahme: Durch den für eine Comic-Verfilmung relativ hohen Realismus, Ernst und natürlich auch Pathos heben sich Batman Begins und The Dark Knight sowohl von älteren Interpretationen des Helden als auch von den anderen Comic-Verfilmungen der letzten Jahre positiv ab. Während der erste Teil vor allem in der klassischen Entwicklung des Protagonisten zum Helden überzeugt ist es im zweiten vor allem der anarchistische Joker, der den Film am Laufen hält. Und außerdem hatten beide Filme einen recht logischen Aufbau, waren "rund" und hatten zwar einige Unglaubwürdigkeiten, aber keine größeren Logiklöcher.

Bei The Dark Knight Rises sieht das Ganze schon anders aus. Es beginnt schon damit, das Batman acht Jahre im Ruhestand war. Das heroische Ende vom zweiten Teil, dass Batman als dunkler Ritter die Stadt bewachen wird, während die Polizei ihn jagt, wird hiermit völlig ausgehebelt. Die Stadt brauchte keinen dunklen Ritter, denn die Verbrechensrate ist durch das neue Dent-Gesetz rapide gesunken (als wäre Batmans Hauptaufgabe je das organisierte Verbrechen gewesen) und so hängt Bruce Wayne nur noch humpelnd und seine Ex betrauernd in seinem Anwesen herum. Doch die Ankunft des Superbösewichts Bane (bei dem Tom Hardy zeigen darf, dass man auch nur mit den Augen schauspielern kann) ruft Batman wieder auf den Plan – doch auch die Meisterdiebin Catwoman (mit Witz gespielt von Anne Hathaway), die bis kurz vor Schluss nicht durchblicken lässt, auf wessen Seite sie steht, mischt mit. Zu allem Überfluss verlässt auch noch Butler Alfred Bruce Wayne, weil er ihm nicht beim Sterben zusehen möchte (eine der wenigen wirklich eindrucksvollen Szenen des Films). Ach ja und dann haben wir da noch ein Techtelmechtel mit Miranda Tate (Marion Cotillard) die eine völlig überflüssige Figur wäre, wenn Nolan nicht so scharf auf ein paar Twists am Ende wäre...

Doch dann beginnt die Logik der Handlung langsam zu bröckeln. Denn aus welchem Grund auch immer hat sich Bruce Wayne entschieden, einen als Atomwaffe einsetzbaren Fusionsreaktor zu bauen, auf den es Bane natürlich abgesehen hat. Batman begibt sich mit Catwoman in Banes Versteck um ihn zu stellen - doch Catwoman verrät ihn und Bane besiegt Batman in einem brutalen Nahkampf. Warum dieser sich nicht, wie sonst auch, auf Intelligenz und Gadgets statt auf pure Körperkraft verlässt, wird natürlich nicht wirklich klar, vor allem, dar er durch seine jahrelange Abstinenz alles andere als in guter körperlicher Verfassung ist.

Doch dieser Kampf soll natürlich noch nicht der Höhepunkt gewesen sein, denn es ist ja grad erst die Hälfte der zu langen Spielzeit rum und der Film heißt ja auch nicht "Knightfall und was danach geschah". Deshalb ist natürlich auch nicht, wie in der Comic-Vorlage, Batmans Rückgrat gebrochen sondern nur ein Wirbel ausgerenkt. In einem Gefängnis in der Wüste eingeschlossen, ist es nun für die nächsten 45 Minuten Batmans Aufgabe (der bis zu diesem Zeitpunkt in diesem Film übrigens noch nix gerissen hat), es zu schaffen, den einzigen Ausgang, einen Brunnen, hochzuklettern. Das ist weder besonders spannend, noch wird es besser durch den klischeehaften Mentor, der die ganze Zeit russisch spricht und am Ende doch Englisch kann (hatten wir das nicht schon in Batman Begins?).

Währenddessen stiehlt Bane den Reaktor, und schließt die Stadt durch Brückensprengungen und seine Bombendrohung von der Außenwelt ab (kreativ, die unpassierbaren Brücken hatten wir ja auch nur schon in Teil 1 und 2). Die Bombe explodiert von selbst in 5 Monaten oder mit einem Zeitzünder. Bane hat natürlich vor, die 5 Monate zu warten, was völlig out-of-character ist, weil er, wie wir erfahren, aus der Gesellschaft der Schatten stammt und deshalb doch eigentlich etwas zielgerichteter handeln sollte, anstatt ein bisschen Revolutionsstimmung zu verbreiten, von der er keinerlei Vorteile hat. Scarecrow darf dann noch auf einem albernen Haufen Schreibtische den Richter spielen und Leute dazu zu verurteilen, auf den nicht ganz zugefrorenen Fluss zu laufen.

Da alle (!) Polizisten der Stadt in der Kanalisation eingeschlossen werden, versuchen nur noch die Sidekicks Lucius Fox, Jim Gordon, Miranda Tate und John Blake gegen Bane und seine Armee anzukämpfen. Wer John Blake ist? Eigentlich noch eine überflüssige Nebenfigur, wenn Nolan nicht so auf Twists stehen würde. Apropos überflüssig: Irgendwie ist da auch noch der unsympathische Polizist Foley, der irgendwann geläutert ist und dann aber stirbt, aber wenigstens nicht auch noch zum Pinguin wird oder sowas.

Wo war ich? Ach ja, Batman schafft es nach 5 Monaten "überraschend" aus dem Gefängnis und erfährt, dass das Kind von Ra's al Ghul (ihr erinnert euch, derjenige von den beiden Bösewichten im ersten Teil, der keinen Kartoffelsack über dem Gesicht hatte) dort aufgewachsen sein soll (Batman folgert: Bane). Batman zeigt, dass er auf dem Eis laufen kann ohne einzubrechen (zugegeben, hat er im ersten Teil ja auch gelernt), befreit dann die Polizisten, die darauf das besetzte Rathaus stürmen. Naja, nicht wirklich stürmen, denn sie lassen Maschinengewehre, Schutzschilder. SWAT-Teams und jedes Gefühl von taktischem Vorgehen anscheinend in der Kanalisation zurück und laufen lieber mit Pistolen in der Hand schreiend auf den Feind zu (SPAARTAAA!). Und was macht Batman? Statt sich auf seine Intelligenz und Gadgets zu verlassen...

....richtig, begibt er sich wieder in den direkten Nahkampf mit Bane. Wir bekommen noch ein zweites Mal exakt den selben Höhepunkt geliefert. Und Batman hat, wie der Affe mit der Schlange, anscheinend nix daraus gelernt. Aber natürlich ist er jetzt nach seinem Training in der Wüste körperlich überlegen und haut Bane auch noch fast die Maske kaputt. Doch dann – vorsicht Twist – kommt Miranda Tate, alias Talia al Ghul, und steckt Batman ein Messer in die Seite: Sie ist die Tochter von Ra's al Ghul und hat zu Bane gehalten, als dieser aus der Gesellschaft der Schatten verbannt wurde. Doch bevor sich Batman noch einen zweiten Wirbel ausrenkt kommt Catwoman und ballert Bane kaputt, während Talia flieht und versucht die Bombe bis zu ihrer Explosion zu schützen.

Batman vergisst plötzlich, dass er ja ein Messer in der Seite hatte, verfolgt Talia und tötet sie mit seinem tollen neuen Bat-Flugzeug (sein Abweichen von seinen Grundsätzen, niemanden zu töten, wird leider nicht thematisiert) und hat dann noch 90 Sekunden, die Bombe in Sicherheit zu bringen. Also knutscht er erst mit Catwoman, quatscht noch kurz mit Gordon und hat dann trotzdem noch genug Zeit, die Bombe aufs offene Meer hinauszufliegen, wo die 5-Megatonnen-Explosion natürlich weder einen Tsunami noch nennenswerte Mengen an Strahlung auszulösen scheint.

Es folgt eine rührende Szene mit Alfred am Grab der Familie Wayne und John Blake beschließt, in Batmans Fußstapfen zu treten. Das wäre ja wenigstens ein ganz gutes Ende, wenn wir nicht vorher erfahren würden, dass John eigentlich Robin heißt. Da Robin ja immer nur ein Sidekick war, hätte man sich das wirklich auch sparen können. Aber zumindest durfte Batman im letzten Teil einen heroischen Tod sterben, er hat sich für Gotham geopfert, wie es wirkliche Helden tun! Nein, leider nicht, der hat übrigens doch überlebt und genießt jetzt seinen Ruhestand in der Toskana. Die rührende Szene am Grab wird so im Nachhinein natürlich auch ihrer emotionalen Wirkung beraubt.

Es hätte so einfach sein können. Einfach mal wieder etwas tiefer stapeln, einen logisch aber simpel aufgebauten, runden Batman-Film machen, so wie Batman Begins einer war, aber stattdessen darf man sich angucken, wie Nolan verbissen daran scheitert, The Dark Knight toppen zu wollen. Naja, unterhalten tun die knappen drei Stunden dennoch ganz ordentlich, die schauspielerischen Leistungen sind toll und The Dark Knight Rises ist auch technisch durchaus gut, wenn man die einfallslose Filmmusik einmal außen vor lässt. Hängen bleiben tut aber leider so gut wie nichts, es gibt keine wirklich beeindruckenden Action-Szenen, keine Gänsehaut-Momente und nichtmal ausreichend Pathos. Nur die Abschieds-Szene zwischen Alfred und Bruce, die hängt mir irgendwie noch nach, denn dass Christopher Nolan mich mal zu Tränen rührt, das hätte ich irgendwie nicht erwartet.



Samstag, 11. August 2012

Filmkritik: Prometheus - Dunkle Zeichen (2012)

Ridley Scott kehrt nach über 30 Jahren ins Alien-Universum zurück und beschäftigt sich in seinem bildgewaltigen Werk mit nichts geringerem als der Schöpfung der Menschheit.
Diese Kritik enthält SPOILER. Lesen auf eigene Gefahr!

Woher kommen wir? Wurden wir von einem Gott geschaffen? Sind wir einfach durch Evolution entstanden? Oder sind wir, wie Douglas Adams uns weismachen will, die Nachfahren von außerirdischen Unternehmensberatern, Telefondesinfizierern und Frisören? Auch Ridley Scotts neuester Ausflug in das Alien-Universum beschäftigt sich mit dieser Frage.

Das Archäologen-Pärchen Elizabeth Shaw und Charlie Holloway machen eine bahnbrechende Entdeckung: In Jahrtausende alten Zeugnissen unterschiedlichster Kulturen findet sich immer die selbe Abbildung einer Sternenkonstellation, die von der Erde aus unmöglich zu beobachten ist, aber tatsächlich existiert. Die beiden Wissenschaftler vermuten, dass sich dort die Schöpfer der Menschheit befindet könnten und machen sich mit einem Team auf den Weg zu einem Mond in diesem System, auf dem Leben existieren könnte. Tatsächlich finden sie Bauwerke einer fremden Zivilisation, doch es scheint niemand mehr am Leben zu sein...

In der Zukunft sind die Menschen selber zu Schöpfern geworden. Der an Bord befindliche Android David ist kaum von einem Menschen zu unterscheiden. Die Vorstellung, dass auch die Menschen von einer Außerirdischen Rasse erschaffen wurden, ist daher plötzlich gar nicht mehr so weit hergeholt. Doch warum wurden wir von ihnen erschaffen? Und welche Weisheiten können sie uns mitteilen? Einzelne Crewmitglieder erhoffen sich, in der Begegnung mit der fremden Zivilisation Antworten auf solche Fragen zu finden oder gar Unsterblichkeit zu erlangen, doch was ist, wenn die mysteriösen Aliens das alles nur gemacht haben, "weil sie es können"? Und was ist, wenn sie von unserem Besuch alles andere als begeistert sind?

Es stellt sich heraus, dass der fremde Mond viele Gefahren birgt, denn er ist eigentlich ein Hort biologischer Waffen, die zur Erde gesandt werden sollten, um die Menschheit wieder auszulöschen. Das Problem des Gottes mit zwei Gesichtern, der sowohl schöpfen als auch zerstören kann, dessen Werk sowohl Paradies als auch Apokalypse sind, wird bei Scott im übertragenen Sinne zum Thema. Doch Antworten kann der Zuschauer nicht erwarten denn auch wenn "Prometheus" kein echtes Prequel zur Alien-Filmreihe darstellt, ist das Prinzip im Endeffekt immer noch das selbe: Nach und nach werden die Crew-Mitglieder dezimiert bis nach einem bombastischen Finale nur noch 2 oder besser gesagt 1,5 Protagonisten übrig bleiben. Die Story von Prometheus ist also trotz seiner großen Themen im Endeffekt ziemlich flach und auch die Dialoge wirken häufig schrecklich gestelzt und konstruiert.

Doch das ist vermutlich nichts, das einen Fan von SciFi-Horror abschrecken kann und auf dieser Ebene funktioniert "Prometheus" einfach wunderbar. Vor allem optisch ist der Film ein Leckerbissen: Tolle Kameraarbeit, selbst mich als Skeptiker ziemlich überzeugende 3D-Effekte, makellose Special Effects und ein detailverliebtes Set-Design sind der reinste Augenschmaus. Manchmal wünschte man sich, die Kamera würde doch etwas länger auf manch grandioser Einstellung verweilen, doch seit 1979, dem Erscheinungsjahr des ersten Alien-Teils, ist der Trend der schnellen Schnitte leider auch an Altmeister Scott nicht vorbeigegangen. Durchgehende Spannung und gut dosierte Schock-Momente sorgen aber dennoch für gute Unterhaltung und die insgesamt doch etwas blasse Besetzung wird durch Michael Fassbender, der den besten Androiden der Filmgeschichte abliefert, deutlich aufgewertet.

Manche mögen sagen, dass Prometheus sich philosophischer gibt, als er tatsächlich ist, aber dennoch gibt er doch deutlich mehr Denkanstöße als die meisten Science-Fiction-Filme, die man in den letzten 10 Jahren sonst zu Gesicht bekommen hat. Und was viel wichtiger ist: Er macht einfach Spaß! Für alle, die diesem Genre nicht abgeneigt sind, ist Prometheus also Pflicht und er sollte unbedingt auf der großen Leinwand genossen werden. 


Ein Filmkritik-Blog

Hallo! Ich heiße Michael, bin Student und schaue, wie ihr euch vielleicht schon gedacht habt, gerne Filme. Hin und wieder schreibe ich auch gerne Filmkritiken, die ich bisher auf diversen anderen Filmseiten veröffentlicht habe. Um noch eine breitere Leserschaft zu erreichen, habe ich nun diesen Blog eröffnet. Hier werde ich in den nächsten Wochen einige alte aber natürlich auch aktuelle Kritiken veröffentlichen.