Montag, 29. Oktober 2012

Media Monday #70

Auch heute möchte ich mal wieder den Fragebogen beantworten, den das Medienjournal-Blog jeden Montag veröffentlicht. Diesmal geht es um Brad Pitt, Alfred Hitchcock und Zukunftsvisionen.

Meine Antworten sind fett und lila formatiert:

1. Brad Pitt gefiel mir am besten in Babel, weil man ihm seine Hilflosigkeit wirklich abnimmt und deshalb richtig mitfühlen kann. Insgesamt ist Pitt aber eigentlich in jeder Rolle ziemlich grandios, eindeutig einer meiner Lieblingsschauspieler.

2. Alfred Hitchcock hat mit Psycho seine beste Regiearbeit abgelegt, weil die Idee, in der Mitte des Filmes die Hauptfigur sterben zu lassen, so wunderbar gegen die Erzählkonventionen verstößt und dennoch herausragend funktioniert. Der Mord in der Dusche ist außerdem wirklich grandios inszeniert und geschnitten und daher zurecht eine der bekanntesten Szenen der Filmgeschichte.

3. Kate Beckinsale gefiel mir am besten in Weil es dich gibt, weil es anscheinend der einzige Film ist, den ich mit ihr gesehen habe. Und auch wenn es eine recht durchschnittliche romantische Komödie ist, macht sie ihren Job darin echt nicht schlecht.

4. Es gibt ja an allerlei Orten zu allerlei Zeiten immer mal wieder Zombie-Walks, die sich auch großer Beliebtheit erfreuen. Aber warum eigentlich immer nur Zombies? Welche Themen-Walks würdet ihr euch mal wünschen?
Figuren aus Per Anhalter durch die Galaxis wäre bestimmt ganz lustig, ich glaube, da würde ich mich als Petunie verkleiden. 

5. Welches Buch hat euch am meisten enttäuscht, nachdem ihr es auf Empfehlung gelesen habt?

6. Ausprägungen der Science-Fiction gibt es viele, aber welche Zukunftsvisionen sind euch die Liebsten? Hochtechnisiert oder doch lieber rückständig und dreckig, mit Aliens oder lieber ohne, Endzeitstimmung oder epische Utopien/Dystopien?
Am liebsten sind mir Zukunftsvisionen, die sich in nur relativ geringem Maße von unserer Gegenwart unterscheiden und dabei relativ dystopisch sind, ohne gleich apokalyptisch zu sein, also eine etwas dreckigere, ärmere und totalitärer geführte Version der wirklichen Welt sind. Beispiele dafür wären Children of Men, Looper oder Blade Runner.

7. Mein zuletzt gesehener Film ist Mystic River und der war immer noch sehr gut, aber nicht so gut wie bei der Erstsichtung, weil der Film doch viel seiner Spannung aus der Frage bezieht, wer denn nun tatsächlich der Mörder ist. Kritik folgt.

Den leeren Fragebogen und die Antworten vieler anderer Blogger findet ihr im Medien-Journal-Blog.

Mittwoch, 24. Oktober 2012

Filmkritik: Die Schachspielerin (2009)

Kevin Kline wird heute 65 Jahre alt. Der in Saint Louis geborene Schauspieler ist vor allem bekannt aus Filmen wie Ein Fisch namens Wanda (1988), Wild Wild West (1999) und Freundschaft Plus (2011). Zu seinem Ehrentag möchte ich jedoch einen eher unbekannten Film vorstellen, in dem der Oscar-Preisträger eine wichtige Nebenrolle spielt: Das französische Drama Die Schachspielerin aus dem Jahr 2009.

Kevin Kline (2009)
Die mit ihrer Familie auf Korsika lebende Hélène (Sandrine Bonnaire) arbeitet als Reinigungskraft. Als sie eines Tages bei der Arbeit im Hotel ein wohlhabendes, verliebtes amerikanisches Pärchen beim Schachspiel beobachtet, ist ihre Neugierde geweckt und sie schenkt ihrem Mann einen Schachcomputer, um gemeinsam mit ihm zu spielen. Dieser zeigt jedoch wenig Interesse und so beginnt Hélène bald, sich selbst das Spiel beizubringen. Kurz darauf kann sie sogar einen ihrer Kunden, den zurückgezogen lebenden Witwer Dr. Kröger (Kevin Kline), davon überzeugen, ihr dabei zu helfen, eine gute Schachspielerin zu werden. Das Spiel wird beinahe zu einer Sucht für Hélène und sie beginnt, sowohl ihre Familie als auch die Arbeit zu vernachlässigen, was natürlich zu Konflikten führt. Dann schlägt Kröger sogar vor, dass sich Hélène zu einem Turnier anmelden sollte...

Caroline Botarros Film aus dem Jahre 2009 basiert auf dem gleichnamigen Roman der französischen Autorin Bertina Henrichs, der vier Jahre zuvor erschien. Der Plot entspricht eigentlich dem eines typischen Sportfilms: Ein(e) Außenseiter(in) beginnt sich für einen Sport zu begeistern und findet einen zuerst widerspenstigen Mentor, der ihn oder sie für einen großen Wettkampf trainiert der am Ende des Filmes stattfindet und aus dem die Hauptfigur entweder siegreich hervorgeht oder sich zumindest überraschend gut schlägt. Dennoch ist Die Schachspielerin ein wenig mehr als eine auf das Schachbrett verlagerte Rocky-Kopie, denn der Film lässt sich auch auf einer zweiten Ebene lesen. Unter dem Motto „Die Dame ist die stärkste Figur im Spiel“ erzählt Botarro von einer Frau, die sich mit Hilfe des Schachspiels aus ihrer von ihrer Umgebung zugeschriebenen Rolle emanzipiert.

Zu Beginn ist Hélène mit typischen weiblichen Rollenklischees besetzt: Nicht nur ist sie Hausfrau und Mutter sondern arbeitet zudem ausgerechnet als Reinigungskraft. Weder ihr Mann, noch ihre Tochter, noch ihre Arbeitgeberin zollen ihr Anerkennung in irgendeiner Form, selbst für Kröger ist sie erst nur „die Putzfrau“, an deren Namen er sich nicht erinnern kann. Als sie dann im Hotel das junge Paar beobachtet, das alles zu verkörpern scheint, was die Protagonistin nicht hat (Romanze, Erfolg, Selbstverwirklichung), erhofft sich Hélène, diesem Traum durch das Schachspielen näher zu kommen. Das bedeutet aber, dass sie sich in der Männerdomäne des Schachspiels behaupten muss und dass sie lernen muss, sich gegen die Männer durchzusetzen, die sie nicht ernst nehmen wollen: Ihren Mann, Dr. Kröger und den Ausrichter des Turniers. Als sie dies schafft, wird ihr auch die erwünschte Anerkennung zuteil: So beginnt ihre Familie sie zu unterstützen und ihre Tochter sagt ihr anscheinend zum ersten Mal, dass sie stolz auf ihre Mutter sei. Das ist der eigentliche Sieg der Protagonistin, ob sie am Ende auch das Turnier gewinnen wird oder nicht, ist sekundär.

Die schauspielerischen Leistungen in Die Schachspielerin sind durchweg gut; Sandrine Bonnaire und Kevin Kline geben ihren Figuren viel Tiefe. Das Niveau von Klines Französischkenntnissen lässt sich in der deutschen Synchronisation aber natürlich nicht feststellen. In dieser wird er übrigens ausnahmsweise nicht von Arne Elsholtz gesprochen, sondern von Reinhard Brock, was aber nicht weiter stört. Positiv hervorzuheben ist auch die Filmmusik von Nicola Piovani, der vor allem durch seine mit einem Oscar ausgezeichneten Arbeit an Das Leben ist schön bekannt wurde.

Insgesamt ist Die Schachspielerin trotz allem kein besonders herausragender Film, dafür ist die Story einfach zu vorhersehbar, aber durch die guten Leistungen der Darsteller und den leichten feministischen Touch der Story unterhält er insgesamt doch ziemlich gut und ist zudem ein weiterer Beleg dafür, dass Kevin Kline auch in ernsten Rollen zu überzeugen weiß.

Urheberin des Fotos ist Chrisa Hickey. Es steht unter der Creative-Commons-Lizenz Namensnennung 3.0 Unported (CC BY 3.0).

Freitag, 19. Oktober 2012

Filmkritik: Looper (2012)

Nach 50/50 – Freunde fürs (Über)Leben und The Dark Knight Rises ist Joseph Gordon-Levitt nun schon zum dritten Mal in diesem Jahr in den deutschen Kinos zu sehen. Im Zeitreise-Thriller Looper spielt der 31-Jährige einen Auftragskiller, der sein zukünftiges Ich töten muss.

Joseph Gordon-Levitt
In ungefähr 60 Jahren wird das Zeitreisen erfunden, doch aufgrund der großen Gefahren schnell verboten. Doch das hilft nicht viel, denn bald bekommt eine kriminelle Organisation eine Zeitmaschine in die Finger und nutzt sie, um unliebsame Personen loszuwerden: Diese werden gefesselt zurück in das Jahr 2044 geschickt, wo sogenannte Looper bereits mit Kanone im Anschlag darauf warten, das jeweilige Oper zu töten. In der Zukunft wird nie eine Leiche gefunden und in der Gegenwart wird niemand vermisst – das perfekte Verbrechen. Entlohnt werden die Looper mit an den Opfern befestigten Silberbarren, die sie im inzwischen deutlich verarmten Amerika auch bitter nötig haben und sei es nur, um ihren Drogenkonsum zu finanzieren. Doch der Job hat einen Haken: Irgendwann wird auch das dreißig Jahre ältere Ich des Loopers in der Zeit zurückgeschickt und der Auftragskiller muss „sich selbst“ töten, was mit einer erheblichen Bonuszahlung vergütet wird. Der Loop ist geschlossen und der Looper ist, zumindest für die drei Jahrzehnte die ihm noch bleiben, ein wohlhabender Mann. Doch als Joe (Joseph Gordon-Levitt) seinem gealterten Spiegelbild (Bruce Willis) gegenübersteht, kann dieser fliehen und versucht, den Verlauf der Geschichte zu ändern...

Bruce Willis
Zeitreisefilme sind immer ein bisschen problematisch. So gut das Drehbuch auch geschrieben sein mag, im Endeffekt ist jede Geschichte, in der jemand seine eigene Gegenwart durch Manipulation der Vergangenheit verändern will, fürchterlich paradox. Und doch oder vielleicht gerade deswegen machen sie unheimlich Spaß. Looper macht dabei jedoch einiges anders als Vorgänger wie z.B. Terminator oder Zurück in die Zukunft. Die Idee, dass die junge und alte Version der selben Person unterschiedliche Interessen verfolgen und deshalb gegeneinander arbeiten ist grandios und wird gut ausgearbeitet. Die Zukunft, die bis auf die weiterentwickelte Unterhaltungselektronik so aussieht wie eine heruntergekommene Version unserer Gegenwart, ist wunderbar düster und erinnert ein wenig an Children of Men. Ähnlich wie in diesem geht es in Looper nicht darum, eine zweistündige Action-Achterbahnfahrt à la Christopher Nolan abzuliefern. Nach einem recht spektakulären Auftakt wird der Film unerwartet ruhig, was der Spannungskurve etwas schadet, dafür aber den Charakteren sehr zu Gute kommt. Dennoch passen die unterschiedlichen Teile von Looper teilweise in ihrer Stimmung nicht so ganz zusammen und eine Bruce-Willis-Metzelt-Alle-Nieder-Szene im letzten Drittel ist leider sowohl unnötig als auch misslungen. Auch Gordon-Levitts Makeup, dass ihm Ähnlichkeit zu Willis verleihen soll, hätte man besser weggelassen. Doch gerade weil der Film nicht perfekt ist, nicht so glattgebürstet wie die meisten Hollywood-Produktionen, weil er moralische fragwürdige Szenen beinhaltet an denen man sich reiben kann und Stolpersteine, die einen zum Nachdenken anregen, ist er deutlich interessanter als die meisten Filme, die in diesem Jahr in die Multiplexe gekommen sind. Auch die Regie, die mit ungewöhnlichen Kameraperspektiven aufwartet und Schnittgewitter vermeidet, ein schön schmutziges Set-Design, eine passende Filmmusik und die hervorragenden Schauspieler sind gute Argumente, Looper eine Chance zu geben. Denn frische Ideen sind es, was das Kino braucht, und Regisseur Rian Johnson hat hoffentlich noch mehr davon!

Looper ist ein Muss für jeden Fan von Zeitreise-Filmen. Gut dosierte Action, mehrschichtige Charaktere, eine kreative Regie und gute Schauspieler sind nur einige Argumente dafür, über die vorhandenen Schwächen hinwegzusehen und sich darüber zu freuen, dass es immer noch Filmemacher gibt, die dem Science-Fiction-Genre neue Facetten abgewinnen können.


Urheber der beiden Fotos ist Gage Skidmore. Die Bilder stehen beide unter der Creative-Commons-Lizenz Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Unported (CC BY-SA 3.0).

Donnerstag, 18. Oktober 2012

Filmkritik: Ring (2002)

Gore Verbinski gehört mit seinen Fluch der Karibik-Filmen inzwischen zu den zehn erfolgreichsten Regisseuren Hollywoods. Doch bereits ein Jahr bevor er Johnny Depp erstmals ins Piraten-Outfit steckte, machte der aus Tennessee stammende Filmemacher von sich reden: Sein Japan-Horror-Remake Ring (OT: The Ring) spielte weltweit 250 Millionen Dollar ein und feiert heute seinen zehnten Geburtstag.

US-Amerikanische Remakes von Filmen aus anderen Ländern sind unter Filmfans nicht gerade beliebt. Bei vielen Cineasten stößt es auf Unverständnis, warum in den USA Filme nicht auch in einer synchronisierten oder untertitelten Fassung vermarktet werden sondern stattdessen die Geschichte in einer „amerikanisierten“ Form neu erzählt wird. Jedoch können viele Gründe für ein Remake sprechen: Gerade bei asiatischen Produktionen sind die kulturellen Unterschiede zu den europäischen und nordamerikanischen Ländern in den Filmen deutlich spürbar, weshalb diese dort nur selten ein größeres Publikum anziehen.

Regisseur Gore Verbinski
Auch der japanische Horrorfilm Ringu von 1998, in dem jeder zu Tode kommt, der ein mysteriöses Videoband ansieht, schaffte es weder in den USA noch in den meisten europäischen Ländern in die Kinos und auch der Heimkinomarkt nahm sich des Filmes nicht an. Dass DreamWorks sich dazu entschied, ein Remake zu produzieren, lässt sich daher auch für das Original als Glücksfall bezeichnen: Erst nach der erfolgreichen Veröffentlichung von The Ring im Jahre 2002 wurde auch Ringu international bekannter und ist in Deutschland inzwischen unter dem Titel Ring – Das Original auf DVD erschienen. Es wäre traurig, wenn dies das einzige Positive wäre, das sich über das Remake sagen lässt, doch im Gegenteil: The Ring ist technisch und schauspielerisch besser als das Original, verschafft der Geschichte eine stärkere weibliche Hauptfigur und verzichtet auf die irritierenden hellseherischen Fähigkeiten der Protagonisten. Im Folgenden soll jedoch kein detaillierter Vergleich der beiden Fassungen vorgenommen werden, sondern Gore Verbinskis Remake als eigenständiges Werk betrachtet werden.

Naomi Watts
The Ring wirft den Zuschauer ohne einen Vorspann unmittelbar ins Geschehen. Zwei Teenager unterhalten sich über ein Video, dessen Betrachter angeblich nach sieben Tagen sterben soll. Was erst Grundlage einiger Witzeleien ist, wird schnell zu bitterem Ernst, als eines der beiden Mädchen zugibt, das Video gesehen zu haben und kurz darauf einen mysteriösen Tod erleidet. Ihre Tante, die Journalistin Rachel (gewohnt überzeugend gespielt von Naomi Watts), versucht daraufhin herauszufinden, was es mit dem seltsamen Band auf sich hat. Schnell wird klar, dass übernatürliche Dinge im Spiel sind und dass in den auf der VHS gezeigten surrealen Szenen Hinweise auf dessen Herkunft zu finden sind. Doch die Zeit ist knapp, denn nachdem Rachel das Video gesehen hat, bleiben auch ihr nur sieben Tage um das Rätsel zu lösen. Doch nicht nur ihr Leben steht auf dem Spiel: Auch ihr Ex-Mann Noah und der gemeinsame Sohn Aidan haben das Tape gesehen...

Von Anfang an fällt die hohe visuelle Qualität von The Ring auf, die Gore Verbinski zusammen mit Kameramann Bojan Bazelli (Mr. & Mrs. Smith) hier abliefert. Sinnvoll eingesetzte Tiefenschärfe, eine ruhige aber dynamische Kameraführung und die stimmungsvolle Farbgebung tragen stark zur Atmosphäre des Filmes bei. Vor allem einige Zeitrafferaufnahmen und das Video selbst, das fast dadaistische Züge annimmt, zeugen von der Kreativität des Regisseurs, der hier offensichtlich nicht nur irgendeinen durchschnittlichen Horrorstreifen abliefern will. Die Spannung wird auf klassische Weise vor allem dadurch erzeugt, wenig zu zeigen und den Zuschauer oft im Ungewissen darüber zu lassen, was passiert, ganz im Gegensatz zu anderen modernen Vertretern des Genres, die durch extreme Gewaltdarstellungen zu schocken versuchen. Untermalt wird das ganze von dem erfrischend zurückhaltenden Score von Hans Zimmer, der subtil die Spannung befeuert, anstatt mit ohrwurmträchtigen Melodien zu protzen. Nur der Drang einen finalen Twist abzuliefern führt zu einigen Logiklücken und wertet den Film am Ende leider doch noch etwas ab.

Insgesamt macht The Ring aber einfach Spaß. Die beeindruckenden Bilder, der stimmungsvolle Score und die durchgehend hohe Spannung sorgen für einen durchweg unterhaltsamen Kinoabend. Doch während das Abspanns tauchen dann doch zu viel Fragezeichen im Kopf des Zuschauers auf, als dass man von einem Horror-Meisterwerk sprechen könnte.

Urheber des Fotos von Gore Verbinski ist alotofmillion und es steht unter der Creative-Commons-Lizenz Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Unported (CC BY-SA 3.0). Urheber des Fotos von Naomi Watts ist Joella Marano und es steht unter der Creative-Commons-Lizenz Weitergabe unter gleichen Bedingungen 2.0 US-amerikanisch (nicht portiert) (CC BY-SA 2.0).