Wenn Filme einen Twist haben, dann gehört es sich nicht, diesen im Vorhinein zu erzählen. Schließlich will man niemandem das Erlebnis nehmen, wenn im Kinosessel oder vor dem Bildschirm vor Überraschung die Kinnlade runterfällt. Doch es gibt Klassiker, bei denen die überraschende Wendung so bekannt ist, dass man eine Ausnahme machen kann. So wissen selbst Menschen, die Das Imperium schlägt zurück noch nie gesehen haben, dass Darth Vader Luke Skywalkers Vater ist und auch, dass das Leben der Protagonistin in Psycho in der Dusche eines Motels ein grausames Ende findet, ist in die Filmgeschichte eingegangen.
Beim Science-Fiction-Klassiker Planet der Affen geht es sogar so weit, dass der Plot-Twist auf vielen Covern der mannigfachen DVD- und BluRay-Veröffentlichungen abgedruckt ist: Die zerstörte Freiheitsstatue, die dem Astronauten George Taylor in der letzten Szene des Filmes vor Augen führt, dass er sich nach einer Bruchlandung nicht auf einem fremden Planeten, sondern auf der Erde befindet, die nach einem Atomkrieg zerstört wurde. Da diese Wendung so bekannt ist, ist auch die Entscheidung nachvollziehbar, ein Prequel zu drehen, das diesen Twist als Ausgangspunkt nimmt: Wie ist es zu erklären, dass die Menschen in Folge des Atomkriegs ihre Sprache verloren haben, die Affen hingegen aber eine hohe Intelligenz entwickelten?
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James Franco (2011) |
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Andy Serkis (2011) |
Eine der moralischen Fragen, die durch den Originalfilm aufgeworfen wurden, betrifft die Tierhaltung. George Taylor wird von den Affen wie ein Tier in einem Käfig gehalten, das sie sich als höher gestellte Wesen betrachten – eine geschickte Umkehrung der realen Verhältnisse unserer Gegenwart. Planet der Affen: Prevolution widmet sich vor allem in der ersten Hälfte ausgiebig diesem Thema. Caesar ist so intelligent, dass es wie eine Menschenrechtsverletzung erscheint, ihn an einer Leine zu führen. Wenn er sich schließlich zusammen mit den anderen Affen im Tierheim befindet, wird jedoch schnell deutlich, dass es sich auch bei den nicht behandelten Affen um intelligente Wesen mit Persönlichkeit handelt, was eine deutliche Kritik an unserem Umgang mit diesen Tieren darstellt. Jedoch bewegt sich die dargestellte Intelligenz eines Orang-Utans in diesen Szenen etwas über die Grenze der Glaubwürdigkeit hinaus.
In der zweiten Hälfte des Films dominiert dann jedoch eher die Action und die philosophische Ebene der Geschichte wird nicht weiter verfolgt. Während die beiden gewaltsamen Zwischenfälle zu Beginn gerade durch ihre geringen Ausmaße sehr spannend sind, da sie eine mögliche Eskalation nur andeuten, ist die tatsächliche Revolte der Primaten dann leider eher enttäuschend. Auch ein paar Unglaubwürdigkeiten vermindern etwas den Spaß, so dass sich dieser Film insgesamt in die Reihe der Werke einreiht, die es nicht schaffen, ihr Niveau bis zum Schluss zu halten. Dennoch ist Planet der Affen: Prevolution insgesamt ein gelungener Genrefilm der mit seinen vielen Anspielungen insgesondere für Fans der usprünglichen Reihe zu empfehlen ist. Denn während auf der Erde die Affen los sind, macht sich im All ein Raumschiff der NASA auf den Weg zu einem anderen Planeten... oder etwa doch nicht?
Am 14. August 2014 soll mit Planet der Affen: Revolution die Fortsetzung erscheinen. Wir dürfen gespannt sein, ob der neue Regisseur Matt Reeves (Cloverfield) auch die moralische Ebene der Geschichte weiterverfolgen wird.
Das Foto von James Franco stammt von Vanessa Lua. Das Foto von Andy Serkis stammt von Gerald Geronimo. Beide stehen unter der Creative-Commons-Lizenz Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 2.0 Generic (CC BY-SA 2.0).