Polizei-Lieutenant James Gordon zieht mit seiner schwangeren Frau Barbara nach Gotham City. Eigentlich kein guter Ort, um ein Kind großzuziehen, denn die Stadt versinkt in einem Morast aus organisiertem Verbrechen und Korruption. Gordon merkt schnell, dass Commissioner Loeb, Detective Flass und die anderen Mitarbeiter des Polizeipräsidiums nur auf ihr eigenes Wohl bedacht sind und kein Interesse daran haben, den Gangsterboss Carmine „The Roman“ Falcone hinter Schloss und Riegel zu bekommen. Doch Gordon muss vorsichtig sein, denn schon einmal brachte ihn das Anschwärzen eines Kollegen in Schwierigkeiten.
Währenddessen kommt der Milliardär Bruce Wayne nach jahrelanger Abwesenheit zurück in die Stadt. Seit seine Eltern von einem Kleinkriminellen erschossen wurden hat Bruce sich geschworen, das Verbrechen in Gotham City zu bekämpfen. Eine Fledermaus, die durch eine Fensterscheibe in sein Anwesen eindringt, bringt ihn schließlich auf die Idee einer geheimen Identität als „Batman“. Doch trotz seiner jahrelangen Ausbildung in den unterschiedlichsten Kampfkünsten sind Batmans erste Versuche in der Verbrechensbekämpfung noch nicht besonders professionell. Als der Dunkle Ritter jedoch beginnt, sich in den Organisationsstrukturen der Kriminellen immer weiter nach oben zu arbeiten und dabei auch den Verwicklungen der Polizei auf die Schliche kommt, beschließt Commissioner Loeb alles zu versuchen, um den unliebsamen Vigilanten auszuschalten...
Comic-Autor Frank Miller |
Der 2011 veröffentlichte Zeichentrickfilm Batman: Year One ist hingegen eine sehr werkgetreue Verfilmung des gleichnamigen Comics geworden. Es wird keine einzige Szene ausgelassen und nur wenig hinzuerfunden, weshalb der Film insgesamt auch nur auf eine Lauflänge von einer guten Stunde kommt. Die Nähe zur Vorlage geht sogar so weit, dass einzelne Einstellungen tatsächlich genau bestimmten Panels in dem Comic entsprechen, jedoch sind die Zeichenstile relativ unterschiedlich: Während das Design von David Mazzucchelli von harten Schatten geprägt ist und damit das Film-Noir-Feeling der Geschichte auch auf einer visuellen Eben seine Entsprechung findet, haben sich die Regisseure Sam Liu und Lauren Montgomery für einen eher klaren Stil entschieden, der etwas an die Batman-Zeichentrickserien aus den 90er Jahren erinnert. Das wäre generell kein Problem, wenn dadurch nicht eine Szene, in der Batmans Identität durch den Schattenwurf auf sein Gesicht geschützt wird, im Film völlig unnatürlich und deplatziert aussehen würde.
Die Animationen sind ansonsten aber von einer relativ hohen Qualität und auch die Musik von Christopher Drake ist stimmig, wenn sie auch stellenweise ein wenig an Hans Zimmers Arbeiten für Nolans Filme erinnert. Auch die Sprecher sind passend gewählt und so ergibt sich in der Gesamtwirkung eine recht unterhaltsame Geschichte aus Gotham City, die sich fast zu gleichen Teilen auf die Erlebnisse von Jim Gordon und Batman konzentriert. Dennoch gibt es leichte dramaturgische Probleme, die sich aus der starken Nähe zur Vorlage ergeben: Da die Geschichte ursprünglich in vier einzelnen Ausgaben erschien, wurde die Spannungskurve in einer Form angelegt, dass jeder Comic seinen eigenen Höhepunkt hat. Diese Struktur ist auch im Film zu finden, weshalb man es hier nicht mit einem immer weiter ansteigenden Spannungslevel zu tun hat, sondern es zwischendurch immer wieder zu retardierenden Momenten kommt. Das ist natürlich nicht unbedingt schlimm, widerspricht jedoch schon ein wenig den Sehgewohnheiten.
Insgesamt muss man sich natürlich auch die Frage stellen, für welche Zielgruppe dieser Film eigentlich gemacht wurde. Auch wenn es schon ein etwas anderes Erlebnis ist, die Geschichte mit Musik, Sprechern und Animationen zu sehen (letztere sind natürlich vor allem in Kampfszenen vorteilhaft), werden Kenner des Comics keine Überraschungen erleben und könnten sich daher vielleicht sogar etwas langweilen. Andersherum werden sich diejenigen, die den Comic nicht kennen, an der etwas ungewöhnlichen Dramaturgie stören, ohne dass sie die Werktreue zu schätzen wissen können.
Insgesamt ist Batman: Year One ein zweischneidiges Schwert. Denn auch wenn der Film keineswegs schlecht ist, hat er der Comic-Vorlage nichts nennenswertes hinzuzufügen, weshalb es eigentlich keinen Grund gibt, sich nicht lieber die Graphic Novel als den Film zu kaufen. Zu empfehlen ist er deshalb wohl vor allem für zwei relativ eng gesteckte Zielgruppen: Menschen, die lieber Filme gucken als Comics zu lesen aber dennoch nicht auf diese gelungene Erzählung von Batmans erstem Jahr verzichten wollen. Und natürlich die großen Batman-Fans die einfach alles gesehen und gelesen haben müssen, was mit dem Dunklen Ritter zu tun hat.
PS: Auch wenn es sich hier um Zeichentrick handelt, ist der Film übrigens keinesfalls für Kinder geeignet. Die düstere Stimmung und die teilweise recht blutige Gewalt haben Batman: Year One nicht zu Unrecht eine FSK-16-Freigabe beschert.
Trailer (Englisch):