Mittwoch, 20. Februar 2013

Kurzkritiken Februar 2013

In den letzten Monaten haben sich wieder einige Filme angesammelt, die ich zwar gesehen, zu denen ich aber keine Langkritik verfasst habe. Heute gibt es daher Kurzkritiken zu den folgenden Filmen: Die beiden amerikanischen Dramen The Help (2011) und Mystic River (2003), den schwedischen Coming-of-Age-Film Die innere Schönheit des Universums (2009) und den für den Oscar nominierten Animationsfilm Im Flug erobert (2012).

The Help (2011)

Emma Stone (Skeeter)
Mississippi, Anfang der 60er Jahre. Die junge Skeeter (Emma Stone) kehrt nach einem Studium in ihre Heimatstadt Jackson zurück. Sie möchte Journalistin werden, doch bei der lokalen Zeitung wird ihr lediglich eine Kolumne für Haushaltstipps zugeteilt. Da Skeeter sich in diesem Thema nicht besonders auskennt, beginnt sie das afroamerikanische Hausmädchen einer Freundin zu interviewen. Da kommt ihr eine Idee: Sie will Gespräche mit möglichst vielen schwarzen Hausmädchen führen und deren Erfahrungen in einem Buch veröffentlichen. Skeeters ehemalige Schulfreundinnen sind von dieser Idee nicht gerade angetan, da sie Schwarze immer noch als Menschen zweiter Klasse ansehen. Und auch die Hausmädchen haben zunächst Angst, dass ihr Mitwirken an dem Projekt negative Folgen haben könnte...

The Help ist ein typischer Hollywoodfilm. Die Schauspieler sind sehr gut und Ausstattung und Kamera sorgen für wunderschöne Bilder, aber auf der anderen Seite wirkt alles relativ weichgespült und das Happy End ist vorprogrammiert. Wer sich daran nicht übermäßig stört, sollte diesem Film aber auf jeden Fall eine Chance geben. Denn The Help schafft es, zu berühren, ohne jemals wirklich kitschig zu sein, zeichnet sich durch eine recht differenzierte Charakterzeichnung aus und zeigt schön die Scheinheiligkeit der weißen Vorstadtbevölkerung, die für Kinder in Afrika spendet und gleichzeitig die Schwarzen im eigenen Land unterdrückt. Kein Meisterwerk, aber ein deutlich gelungenerer Film zur Rassenproblematik als z.B. Spielbergs Die Farbe Lila (1985), der im Vergleich zu viel Melodramatik und Kitsch auffährt, um überzeugen zu können.


Im Flug erobert (2012) 

Durch umherfliegende Papiere lernen sich zwei Büroangestellte auf einem Bahnsteig kennen. Doch bevor sich aus diesem flirtigen Moment mehr entwickeln kann, sitzt die Frau auch schon im Zug und der Mann kann ihr nur noch enttäuscht hinterherschauen. Als der Protagonist später in seinem Büro sitzt, entdeckt er die Schöne jedoch im gegenüberliegenden Gebäude und versucht verzweifelt, durch Papierflieger ihre Aufmerksamkeit zu erlangen...

Paperman, so der Originaltitel, ist dieses Jahr für den Oscar als bester animierter Kurzfilm nominiert. Doch auch wenn der Film in schönen Schwarz/Weiß-Bildern gezeichnet ist und es problemlos schafft, ohne Dialoge auszukommen, kann man nicht wirklich von einer herausragenden Arbeit sprechen. Die Attraktivität der weiblichen Hauptfigur vor allem dadurch zu erreichen, ihre Augen etwa dreimal so groß zu zeichnen wie die ihres männlichen Gegenstücks, ist schon ein bisschen albern und die kitschige Geschichte von zwei Menschen, die vom Schicksal füreinander bestimmt sind, hat man auch schon ein bisschen zu oft gesehen.

 

Die innere Schönheit des Universums (2009)

Lisa Langseth (Regie) und Alicia Vikander (Katarina)
Die 19-jährige Katarina (Alicia Vikander) stammt aus ärmlichen Verhältnissen. Die Beziehung zu ihrer alkoholkranken Mutter (Josephine Bauer) ist schlecht, sie hat Probleme ihre Aggressionen zu beherrschen und wurde in ihrer Jugend sexuell ausgenutzt. Doch seit sie in einem Youtube-Video Mozart gehört hat, liebt Katarina klassische Musik. Eines Tages schleicht sich Katarina in ein Konzerthaus und gerät durch Zufall in ein Vorstellungsgespräch. Durch eine Lüge bekommt sie eine befristete Stelle als Rezeptionistin und lernt den intellektuellen Dirigenten Adam (Samuel Fröler) kennen...

Auch wenn der weitere Verlauf der Geschichte relativ vorhersehbar ist, ist dieses Drama durchaus als gelungen zu bezeichnen. Dies liegt vor allem an den hervorragenden Schauspielern und einer Regie, die es versteht, auf sehr subtile Art und Weise die Emotionen der Protagonistin in Bildsprache zu übersetzten. Insgesamt lässt sich in dem Film der Regisseurin Lisa Langseth außerdem durchaus eine feministische Message erkennen. Denn die Geschichte von Katarina ist letztendlich nicht nur die einer Befreiung aus einer niedrigen sozialen Schicht, sondern auch die einer Befreiung aus männlicher Dominanz.


Mystic River (2003)

Sean Penn (Jimmy)
Drei Jugendliche, Dave, Jimmy und Sean, spielen auf einer Straße in Boston. Als sie auf dem Gehweg eine Baustelle entdecken, beschließen sie, ihre Namen in den frischen Zement zu schreiben. Da taucht plötzlich ein fremder Mann auf, tadelt die Jungen und zerrt Dave in ein Auto, in dem noch ein anderer Mann sitzt. Dave wird von den beiden Männern gefangen gehalten und mehrfach vergewaltigt. 25 Jahre später: Die drei Freunde haben sich längst aus den Augen verloren, doch Jimmy (Sean Penn) und Dave (Tim Robbins) wohnen immer noch in Boston. Als Jimmys Tochter ermordet wird, führt das Schicksal die Lebenswege der drei Jugendfreunde wieder zusammen: Sean (Kevin Bacon) arbeitet inzwischen bei der Mordkommission und übernimmt den Fall, während Dave in der Mordnacht mit blutverschmierter Kleidung nach Hause gekommen ist und sich schnell durch widersprüchliche Aussagen verdächtig macht...

Regisseur Clint Eastwood hat in diesem Drama einen hervorragenden Cast zusammenbekommen und tatsächlich sind es vor allem die tollen Schauspieler, die diesen Film tragen. Regie und Drehbuch sind zwar keinesfalls schlecht, aber es gibt doch einige etwas störende Aspekte wie die klischeehaften Savage-Brüder, Selbstgespräche von Protagonisten um ihre Gefühle zu vermitteln oder dass sich zu oft wiederholende Hauptthema von Eastwoods Filmmusik. Vor allem gegen Ende verdichtet sich die Atmosphäre aber so sehr, dass der Film selbst beim zweiten Sehen, wenn man die wahren Geschehnisse der Mordnacht bereits weiß, immer noch sehr spannend ist. Insgesamt also trotz kleinen Macken ein überdurchschnittlicher Film, der aufgrund einer eher durchschnittlichen Synchronisation bevorzugt im Originalton gesehen werden sollte.


Urheber des Fotos von Emma Stone ist Steve Rogers. Urheber des Fotos von Lisa Langseth und Alicia Vikander ist Gus Kaage. Beide Bilder stehen unter der Creative-Commons-Lizenz Namensnennung 3.0 Unported (CC BY 3.0).
Urheber des Fotos von Sean Penn ist Seher Sikandar for rehes creative. Es wurde bearbeitet vom Wikipedia-Nutzer Wildhartlivie und steht unter der Creative-Commons-Lizenz Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Unported (CC BY-SA 3.0) .