Regisseur David O. Russell |
Gute Schauspieler können einen schlechten Film nicht retten, aber es hängt nicht unerheblich von der Überzeugungskraft der Hauptdarsteller ab, ob wir einem Film seine Geschichte abnehmen oder nicht. So ist es auch bei Silver Linings. Keine Frage, Drehbuch und Inszenierung von David O. Russell, der auch schon für seinen 2010 erschienenen Film The Fighter für den Oscar nominiert worden war, sind wirklich ausgezeichnet. Die Szene, in der Pat nachts um vier ein Buch aus dem geschlossenen Fenster schmeißt und seine Eltern weckt, um sich lauthals darüber aufzuregen, dass Ernest Hemingway kein Happy End geschrieben hat, ist wirklich grandios gemacht. Aber gerade bei einer Komödie, die sich mit einem so ernsten Thema wie dem der psychischen Erkrankungen beschäftigt, sind Glaubwürdigkeit und ein emotionaler Kern unabdingbar, um nicht in geschmacklosen Klamauk abzugleiten.
Bradley Cooper (Pat) |
Jennifer Lawrence (Tiffany) |
Die Leistung des Regisseurs ist im Gegensatz eher unauffällig geraten und gerade dafür muss man Russell loben. Durch eine dokumentarische Handkamera, die immer nah an den Gesichtern der Protagonisten ist, wird die starke Identifizierung mit den Gefühlen von Pat und Tiffany überhaupt erst möglich. Extravagante Kamerafahrten oder Perspektiven wären nur ablenkend gewesen in einer Geschichte, in der es um die Menschen geht und nicht darum, kunstvolle Bilder zu produzieren. Und gerade an den großartigen schauspielerischen Leistungen merkt man auch die Qualitäten dieses Regisseurs, der es offensichtlich sowohl geschafft hat, seinen Darstellern ihre Figuren möglichst nahe zu bringen, als auch am Set eine Atmosphäre zu schaffen, in der solche emotionalen Szenen überhaupt erst entstehen können.
Aber nicht, dass hier ein falscher Eindruck entsteht: Trotz allem ist Silver Linings immer noch eine Komödie und es gibt wirklich viel zu lachen in diesem Film, gerade weil er es schafft, die Gratwanderung zwischen Humor und Glaubwürdigkeit zu meistern und an keiner Stelle zu platt wird. Lediglich gegen Ende gibt es ein paar Szenen, die dann doch etwas zu typisch für das Genre romantischer Komödien geworden sind. Aber hey, wir sind hier ja schließlich auch immer noch in Hollywood!
Insgesamt ist Silver Linings eine rundum gelungene Tragikomödie, die es sowohl schafft, viele Lacher zu ernten als auch ihre Figuren mit genug Glaubwürdigkeit und Würde auszustatten, um ebenso auf einer emotionalen Ebene berühren zu können. Geschafft wird dies vor allem durch die herausragenden Darsteller, die ihren Figuren eine Tiefe geben, die schon fast ungewöhnlich für einen Film ist, der im Endeffekt doch wieder auf die alte Frage der romantischen Komödie hinausläuft: Kriegen sie sich, oder kriegen sie sich nicht?
Interessante Links:
- Video: Warum Silver Linings den Oscar für den besten Film verdient hätte (Englisch)
- Ist der Film trotz verschrobener Charaktere zu konventionell? Kritik bei Critic.de
Urheber der Fotos von David O. Russel und Bradley Cooper ist David Shankbone. Sie stehen unter der Creative-Commons-Lizenz Namensnennung 3.0 Unported.
Urheber des Fotos von Jennifer Lawrence ist Jenn Deering Davis. Es steht unter der Creative-Commons-Lizenz Namensnennung 2.0 US-amerikanisch (nicht portiert) (CC BY 2.0).